Frank
Jentzsch erzählt für
ältere
Menschen Märchen,
die
stärken, aufbauen und heiter stimmen.
Im
Alter kann der Mensch auf Grund seiner Erfahrungen Überblick und Weisheit erlangen, und jüngeren Menschen
mit seinem Rat helfen. Er wird aber auch körperlich schwächer
und damit empfindlicher. Je weniger seine Kraft in die Welt
hinauswirken kann, desto mehr drängt die Welt von außen
auf ihn ein. Er wird in seiner Schwäche abhängig von
den gesunden Menschen, die nicht so sensibel sind wie er. Das
muß er ertragen und annehmen lernen. Manche, die ihr Leben
lang selbständig waren, haben damit große Mühe. Märchen
beschreiben die Prüfungen, denen wir auf unserem Lebensweg
begegnen. Sie beschreiben aber nicht nur das, was wir erlebt
haben, sondern sie weisen auch prophetisch auf Zukünftiges
hin, auf den guten Ausgang, auf das Ziel aller Mühen.
In
dem Grimmschen Märchen „Die Gänsehirtin
am Brunnen“ wird beschrieben, wie ein junger
Graf seinem Schicksal in Gestalt einer alten Frau begegnet:
"..... Mütterchen“, sagte er, „ich kann
nicht weiter, ich will ein wenig ruhen.“ „Nichts
da“, antwortete die Alte, „wenn wir angelangt
sind, so könnt Ihr ausruhen, aber jetzt müßt
Ihr vorwärts. Wer weiß, wozu Euch das gut ist.“
„Alte, du wirst unverschämt“, sagte der Graf
und wollte das Tragtuch abwerfen, aber er bemühte sich
vergeblich. Es hing so fest an seinem Rücken, als wenn
es angewachsen wäre. Er drehte und wendete sich, aber
er konnte es nicht wieder loswerden. Die Alte lachte dazu
und sprang ganz vergnügt auf ihrer Krücke herum.
„Erzürnt Euch nicht, lieber Herr“, sprach
sie, „Ihr werdet ja so rot im Gesicht wie ein Zinshahn.
Tragt Euern Bündel mit Geduld, wenn wir zu Hause angelangt
sind, so will ich Euch schon ein gutes Trinkgeld geben.“
Was wollte er machen? Er mußte sich in sein Schicksal
fügen und geduldig hinter der Alten herschleichen. Sie
schien immer flinker zu werden und ihm seine Last immer schwerer.
Auf einmal tat sie einen Satz, sprang auf das Tragtuch und
setzte sich oben darauf…...."
Etwas
zur Deutung: Wenn
wir meinen, wir könnten das Schicksal gar nicht mehr
ertragen, dann wird uns noch mehr zugemutet - bis wir unser
Widerstreben dagegen aufgeben und unser Schicksal annehmen.
Dann sind wir plötzlich am Ziel, oder wie es im Märchen
heißt: "... langte endlich bei dem Haus der Alten
an, als er eben niedersinken wollte..." Während
der Prüfung empfinden wir das Schicksal meist als ungerecht.
Am guten Ende erkennen wir seine weisheitsvolle und gütige
Führung und danken ihr.
Sind
Erwachsene über Märchen hinaus? Ist es für
ältere Menschen nicht eine Zumutung, wenn ihnen Märchen
angeboten werden? Das sind berechtigte Fragen, wenn man nicht
die tiefe Bedeutung der Volks- und Zaubermärchen kennt.
Die Brüder Grimm ahnten sie, und es ist ihrer Ehrfurcht
zu verdanken, daß sie den Märchen so viel ihrer
kostbaren Arbeitszeit widmeten. Märchen sind keineswegs
Kindereien, grausam, weltfremd!
Märchen
schildern Entwicklungswege der menschlichen Seele in Bildergeschichten.
Im Alltag sagen wir auch: "Karl hat den Kopf verloren,
weil er sein Herz verschenkt hat!", und beschreiben damit
seine seelischen Verhältnisse, nicht seinen Körper.
Wir
alle kennen das Märchen vom Rotkäppchen,
aber können wir es so richtig ernstnehmen? Fragen wir
uns einmal: Steckt unsere Zivilisation heute nicht in dem
dunklen, engen Wolfsbauch? Der Mensch mußte zwar vom
Weg abgehen, um selbständig zu werden, aber was fängt
er mit den vielen "Blumen" an, die er aus ihrem
Lebens-Zusammenhang gebrochen hat? Wenn sich unsere Seele
im Spiegel sehen könnte, würde sie dann nicht auch
über die großen Augen und Ohren erschrecken, mit
der sie die sinnliche Welt gierig in sich aufgenommen hat,
über die großen Hände, die alles raffen, den
großen Mund, der sich alles einverleiben wollte? Wann
kommt wieder Licht in die Sache?
Mit
staunenswerter Weisheit und liebevollem Humor erzählt
uns das Märchen, was wir als ältere Menschen aus
unserer Lebenserfahrung heraus nur bestätigen können.
So wird es für uns glaubhaft. Aber es schildert noch
mehr. Es hört nicht da auf, wo wir heute stehen, sondern
führt darüber hinaus in die Zukunft, die wir noch
vor uns haben. Das gibt uns Trost und Zuversicht und neuen
Mut, auch wenn wir noch nicht alles verstehen, sondern erst
ahnen.
Die
Brüder Grimm haben die tiefe Bedeutung der Märchen
geahnt, haben sie intuitiv erfaßt. In ihren Schilderungen
reihen sie ein Bild ans andere, so daß wir als Hörer
ruhig mitwandern können. Und ihre genaue, klare Sprache
birgt viele Geheimnisse an Rhythmus und Klang, die uns erst
nach und nach aufgehen, wenn wir vielleicht im Erzählen
versuchen, sie nachzuschaffen, dann wieder lesen, dann wieder
erzählen.
Unsere Enkel hungern nach der bildenden Kraft dieser Sprache
und nach den prophetischen Bildern der Märchen, die in
ihnen zu Vorbildern werden können. Wartet hier noch eine
Aufgabe auf uns?
Referenzen:
(sortiert nach Postleitzahlen)
24787
Fockbek, Senioren-Wohnanlage „AM SEE“,
Tel. 04331 – 608 250 Frau Ratjen ( Okt. 2000)
33330
Gütersloh, KATHARINA-LUTHER-HAUS, Tel. 05241–
919555, Frau Hoheisel (Aug. 2002)
70327
Stuttgart, PAUL-COLLMER-HEIM, Tel. 0711 – 3059-721,
Frau Widmaier ( Dez.1999, April 2000, Febr. 2001, März
2002, Mai 2003)
70327
Stuttgart, Jägerhalde 7, Generationenzentrum
Kornhasen, Tel. 0711 - 123 99 43 ( 11.12.2007)
70378
Stuttgart–Neugereut, HAUS MONIKA, Tel. 0711
– 953 220, Frau Vollmer (Aug. und Dez. 2000)
70565
Stuttgart, Evangelisches Gemeindezentrum, Tel. 0711
– 7411 49 Frau Gebauer (April 2003)
71394
Rommelshausen, Seniorenkreis der Herz-Jesu-Kirche,
Tel. 07151 - 44823, (2.9.2008: "Der Teufel mit den drei
goldenen Haaren")
71540 Murrhardt, HAUS
HOHENSTEIN 16, Tel. 07192 - 9229-0 (11.November 2007: Die
Gänsehirtin am Brunnen, 13.12.2009: Norwegische Märchen)
71540 Murrhardt, Mühlweg
12/1, Andreas-Osbelt-Pflegeheim (24.6.2009)
73760
Ostfildern, "TREFFPUNKT RUIT", Tel. 441
4063, Frau Beyerbach (März, Juni, Sept. Nov.99 / Juni,
Nov. 2000 März , Juli, Nov. 2001 / April, Juni, Sept.,
Dez. 2002 )
73760
Ostfildern, "TREFFPUNKT KEMNAT", Frau Bylow-Schiele
0711– 45 868 89 ( Nov. u. Dez. 2000, Juni 2002)
75223
Niefern–Öschelbronn, "JOHANNESHAUS",
T. 07233 – 67 0 (Jan. u. Dez. 99 / Aug. 2000 / Juli
2001)
98527
Suhl, "JOHANNESPARK", Tel. 03681–724413
Frau Machatschek ( April 2001)
Hörer-
Echo: "Ich hab`s extra noch mal vorher
gelesen: er hat alles wörtlich gebracht!" „Das
war schön! Da kann man mal wieder richtig Kind sein.“
..... „Ich habe alles vor mir gesehen.“
Ich komme in ein Pflegeheim mit schwer dementen alten Menschen, frage die Betreuerinnen, wie lange ich erzählen soll. Sie sind bedenklich, weil einige unruhig sind, und wegzulaufen pflegen. Ich erzähle für etwa 20 Senioren Grimmsche Märchen im ursprünglichen Wortlaut, beginne mit "Rotkäppchen", weil das in den Zuhörern Kindheitserinnerungen weckt. Keine Reaktion. Zwischenmusik auf einer pentatonischen Kantele, dann "Das Eselein". Keine Reakion, alle sitzen still und warten. Die Betreuerinnen wundern sich. Also erzähle ich ein drittes: "Vom klugen Schneiderlein". Am Ende (nach 35 Minuten) ein paar aufgetaute Gesichter, und eine alte Frau lacht.
Presse:
.....wird
Frank Jentzsch die Gäste mit altbekannten Märchen
verzaubern und etwas von ihrem tiefen Hintergrund verraten
und spüren lassen... ..... Er begeistert durch seine
Sprache. Innere Bilder leben im Zuhörer auf, die mit
dem eigenen und dem Menschheitsschicksal zu tun haben, ob
man 80 oder 8 Jahre alt ist..... Ein Sommernachmittag mit
erzählerischem Hochgenuß .... "
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Sitzanordnung für Erzählveranstaltungen
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Flyer
"SENIOREN" (Faltblatt DINA4, zweiseitig)
(Stand:
26.2.2006 / 30.3.2009 / 11.1.2010 / 10.4.2014)
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