Märchenerzähler
Frank Jentzsch

   
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Märchen - Illustrationen


Harry Potter und Pipi Langstrumpf mag man illustrieren und verfilmen, den echten Märchen jedoch nimmt man das Wesentliche, wenn man Illustrationen hinzufügt.  Märchen sollen in jedem einzelnen Menschen seine eigenen Bilder wachrufen, die mit seinem individuellen Schicksal zu tun haben, denn Märchen schildern die Gesetzmäßigkeiten möglicher menschlicher Entwicklung, und jeder Mensch bevölkert unbewußt diese ordnenden Strukturen des Märchens mit seinen Bildern. Dadurch ordnet er beispielhaft die eigene Biographie! Diese Möglichkeit sollte man einem Menschen nicht nehmen, weil er durch sie Lebenssicherheit gewinnt.

Wenn ein Kind läuft, wird es stärker. Wenn es immer nur gefahren wird, verkümmern seine Beine. Wenn eine Mutter ihre Kinder gesund ernähren will, und Gemüse und Salat auf den Tisch bringt, dann muß gekaut und verdaut werden, und dadurch werden die Kinder gesünder. Stellt sie zwischen die Schüsseln mit Gemüse und Salat Gummibärchen, Bonbons und Schokolade – wonach greifen die Kinder? Nach den Süßigkeiten natürlich. So ist es auch mit den Illustrationen. Kinder sollen sie in sich aufrufen. Wenn sie die Bilder von außen geliefert kriegen, werden sie gelähmt und abhängig.

Wenn ich Klavierspielen lernen will, muß ich üben. Wenn ich schöpferische Kräfte entwickeln will, dann muß ich sie üben. Wieso sollen Millionen Kinder alle dieselben Rotkäppchen-Bilder anschauen, die sich ein einzelner Grafiker oder Regisseur ausgedacht hat? Die sind nur für ihn selber und einen Kreis von Menschen um ihn herum wichtigt. Es ist außerdem so, daß ich die Bilder, die ich einmal gesehen habe, nie mehr aus meinem Kopf herauskriege. Sie sind immer wieder, z.B. durch Hypnose, hervorzuholen. Diesen Ballast muß ich den Kindern ersparen, indem ich ihnen vorlese oder erzähle. Dabei sind Märchenbücher vorzuziehen, die nicht illustriert sind, und die nicht "modernisiert" sind. Die Grimmsche Sprache ist heute nicht mehr gebräuchlich, aber wie z.B. Faust I oder Reinecke Fuchs von Goethe durch ihre Genauigkeit, ihren Rhythmus und ihre lautmalerische Kraft sprachfördernd.

Das Besondere der Grimmschen Märchensprache  ist, daß sie fließend von einem Bild zum anderen führt, so daß der Hörer oder Leser mit dem Märchenhelden zusammen den Gang der Geschichte träumerisch durchwandern kann, ohne durch erklärende Nebensätze, Zeit- und Ortsprünge, immer wieder herausgerissen und zum Darüber-Nachdenken genötigt würde. (Man vergleiche damit Texte von Thomas Mann. Bei ihm steht die Lust an der Beweglichkeit des Intellekts im Vordergrund.)  Bei den Grimmschen Märchen ermöglicht das ruhige Fließen der Imaginationen das Erleben der Handlung im Zusammenhang. Und wir lernen nicht durch Gedanken oder fertige Illustrationen anderer Menschen sondern durch eigenes Erleben. --> Vortrag: "Warum die Grimmschen Märchen so berühmt sind.

(Frank Jentzsch 8.2.2008, 19.8.2008, 30.6.2014)

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