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WASSILIS
WEIBCHEN
Wassili
hatte ein Weibchen, na ihr wißt schon, was für eine: Immer
gab sie Widerworte. Wollte er die Wiese mähen, schon
rief sie:"Erst wird Holz gehackt!" Wollte er die Haare schneiden,
schon rief sie: "Bart scheren!" Einmal im Frühling
waren die beiden zusammen unterwegs, gingen über die
Felder - am seidenblauen Himmel segelten die weißen Wölkchen,
es roch nach aufgebrochener Erde, und auf allen knospenden
Zweigen zwitscherten die Vögel - da kamen sie an ein Flüßchen.
Na nu? Wo war denn die Brücke geblieben? Ach, die Schmelzwasser
hatten sie davongerissen, nur ein langer Balken lag darüber.
"Hier kriege ich sie!" dachte Wassili. "Ich gehe zuerst!"
sprach er."Nein, ich!" rief sie, und schon war sie auf dem
Balken. Als sie in der Mitte war, sagte er: "Nicht wackeln,
sonst fällst du noch hinein!" "Nun wackle ich gerade!" schrie
sie und stampfte mit dem Fuß auf. Der Balken kippte, sie
fiel ins Wasser, ging unter und kam nicht wieder zum Vorschein.
Wassili seufzte, er hatte schon so viel mit ihr erlebt.
Aber was sollte er ohne sie anfangen? Er brach sich einen
Stecken aus dem Ufergebüsch, watete ins Wasser und begann
zu suchen. Ein ganzes Weilchen hat er gestochert. Da kamen
zwei Bauern am Ufer entlang, und riefen: "He, Alterchen,
was machst du da, fischt du?" "Freilich fische ich", sagte
Wassili, "nach meinem Weibchen fisch ich, das unten bei
der alten Brücke ins Wasser gefallen ist!" "Du Dummkopf!"
riefen beide, "da mußt du unterhalb der Brücke suchen, sie
wird schon weit abgetrieben sein". "Ach," entgegnete Wassili,
und wiegte lächelnd den Kopf, "ihr kennt mein Frauchen nicht,
sie wird auch diesmal gegen den Strom geschwommen sein!"
Und richtig - er hat sie doch noch gefunden! Sie spuckte
das bißchen Wasser aus, das sie geschluckt hatte, und sie
hatte sogar noch einen schönen Fisch gefangen. Sie
herzten und küßten sich und setzten gemeinsam ihren Weg
fort.
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