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DAS
ZAUBERWÄSSERCHEN
Es
lebten einmal ein Mann und eine Frau. Als sie jung waren,
lebten sie friedlich und freundlich zusammen, zankten sich
nie, doch je älter sie wurden, desto häufiger stritten sie
sich. Der Alte sagte seiner Alten ein Wort, sie gibt ihm
zwei, er ihr zwei, sie ihm fünf, er fünf, sie zehn. Und
schon beginnt eine Zankerei zwischen ihnen, das es zum Davonlaufen
ist. Wenn sie sich wieder beruhigt haben, suchen sie den
Schuldigen und keiner ist schuld. "Du hast doch angefangen,
Alte, ha?" sagt der Alte. "Was? ich?, du bist es doch immer!"
"Ich?-nicht etwa du mit deiner spitzen Zunge?" "Nein, nicht
ich sondern du, du, nicht ich!" Und wieder ging die Zankerei
los. Es war nicht zum Aushalten. Die Alte ging zur Nachbarin
und beklagte sich. "Das kenne ich, das kenne ich, meine
Gute!" erwiderte die Nachbarin, "Aber ich weiß ein Mittel,
du mußt zu dem Einsiedler im Walde gehen, das ist ein Heiliger
und wird auch dir helfen!" Die Alte ging zu dem Eremiten.
"Na, ich weiß schon alles, ich weiß schon! Warte; ich will
dir etwas Gutes geben." Er holte ein kleines Fläschchen
und sagte: "Wenn dein Alter wieder anfängt zu schreien,
so drehe dich heimlich um, und nimm ein kleines Schlücklein
daraus, aber gib Acht, daß du es nicht hinunterschluckst,
bis er sich wieder beruhigt hat!" Die Alte bedankte sich
und lief wieder nach Hause. Kaum hatte sie die Tür aufgemacht,
fängt der Alte schon an zu schreien: "Wo treibst du dich
so lange herum? Was hast du gemacht? Es ist Teezeit und
der Samowar ist nicht aufgebaut!" Schon wollte sie ihm eine
gehörige Antwort geben, wie sie es gewohnt war, aber da
erinnerte sie sich an das Fläschchen, nimmt ein Schlückchen
davon in den Mund, und behält es unter der Zunge. Der Alte
staunt; sonst hat die Alte zurückgeschrien, jetzt ist sie
auf einmal so friedlich. Sie beginnt den Samowar aufzubauen.
Da schreit er schon wieder: "Was soll das Geklapper! Willst
du den Samowar kaputt machen? Gerade wollte sie ihm antworten,
da fiel ihr der gute Rat der Nachbarin ein, und sie nahm
ein paar Tröpfchen von dem geweihten Wasser. Der Alte schaute
auf und machte große Augen: Sie ist so umgänglich geworden!
Von da an hörten sie auf zu zanken, und es fing wieder ein
Leben an wie in jungen Jahren. Jeden Tag aber denkt die
Alte von nun an darüber nach, was doch für eine Wunderkraft
in diesem geweihten Wasser steckt!
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